Freitag, November 14, 2025
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Erhöhung des THC-Grenzwerts im Straßenverkehr – Rechtliche Hintergründe und Konsequenzen

Die Anhebung des THC-Grenzwerts auf 3,5 ng/ml im Jahr 2025 sorgt für Diskussionen im deutschen Verkehrsrecht. Dieser Artikel beleuchtet die rechtlichen Grundlagen, die Unterschiede zu Alkoholgrenzwerten und die Sanktionen bei Verstoß. Erfahren Sie, welche Konsequenzen bei THC-Verstößen drohen und wie Betroffene sich rechtlich wehren können. Ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen zeigt, wie die rechtliche Situation rund um Cannabis und Verkehrssicherheit weiter angepasst werden könnte.

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Warum wurde der THC-Grenzwert im Straßenverkehr angehoben?

Mit der Legalisierung von Cannabis hat sich die Diskussion um die angemessene Regulierung des THC-Grenzwerts im Straßenverkehr intensiviert. Der Gesetzgeber entschied sich im Jahr 2025 für eine Erhöhung des Grenzwerts von 1,0 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) Blutserum auf 3,5 ng/ml. Diese Anpassung soll einen Ausgleich schaffen zwischen der Verkehrssicherheit und der wachsenden gesellschaftlichen Akzeptanz des Cannabiskonsums. § 24a StVG, der den Umgang mit berauschenden Mitteln im Straßenverkehr regelt, bleibt weiterhin die zentrale Norm.

Welche rechtlichen Grundlagen gelten für den THC-Grenzwert?

Die rechtliche Basis für die Festlegung von THC-Grenzwerten ergibt sich aus dem Straßenverkehrsgesetz (StVG) und der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV). § 24a Abs. 2 StVG stellt klar, dass das Führen eines Fahrzeugs unter Einfluss berauschender Mittel, zu denen THC zählt, eine Ordnungswidrigkeit darstellt, wenn die Wirkstoffkonzentration bestimmte Werte überschreitet. Dabei wird ab einer Konzentration von 3,5 ng/ml nicht mehr nur ein einmaliger Konsum, sondern eine mögliche Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit unterstellt.

Welche Sanktionen drohen bei Überschreiten des THC-Grenzwerts?

Die Sanktionen bei einem Verstoß gegen die Grenzwerte sind abgestuft:

  1. Ordnungswidrigkeit:
    • Erstverstöße werden mit einem Bußgeld von 500 EUR, zwei Punkten in Flensburg und einem einmonatigen Fahrverbot geahndet.
  2. Wiederholte Verstöße:
    • Wiederholungstäter müssen mit höheren Bußgeldern, längeren Fahrverboten und der Anordnung einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) rechnen.
  3. Straftat:
    • Wird durch den Konsum ein Unfall oder eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer verursacht, greift § 316 StGB (Trunkenheit im Verkehr), der Geld- oder Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr vorsieht.

Wie unterscheidet sich der THC-Grenzwert von Alkoholgrenzwerten?

Im Unterschied zu Alkohol existieren keine wissenschaftlich fundierten Schwellenwerte, die eine klare Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit durch THC belegen. THC bleibt zudem länger im Blut nachweisbar, auch wenn die akute Wirkung bereits abgeklungen ist. Der neue Grenzwert von 3,5 ng/ml berücksichtigt diese Besonderheiten und zielt darauf ab, gelegentliche Konsumenten nicht unverhältnismäßig zu bestrafen.

Welche Rolle spielen medizinische Gutachten bei THC-Verstößen?

Medizinisch-psychologische Untersuchungen (MPU) werden häufig angeordnet, wenn Zweifel an der Fahreignung bestehen. Dabei wird geprüft:

  • Regelmäßigkeit des Konsums: Ein dauerhafter Konsum kann zur Entziehung der Fahrerlaubnis gemäß § 3 StVG und § 46 FeV führen.
  • Abstinenznachweise: Konsumenten müssen gegebenenfalls über mehrere Monate hinweg Abstinenz nachweisen, um die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis zu erlangen.

Wie können Betroffene gegen Sanktionen vorgehen?

  1. Einspruch gegen den Bußgeldbescheid:
    • Innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung kann Einspruch eingelegt werden (§ 67 OWiG).
  2. Anfechtung der Messmethode:
    • Die Genauigkeit der Blutuntersuchung kann angezweifelt werden, insbesondere wenn nicht standardisierte Testverfahren angewandt wurden.
  3. Juristische Beratung:
    • Ein Anwalt für Verkehrsrecht kann prüfen, ob Verfahrensfehler oder mangelnde Beweise vorliegen.

Welche Auswirkungen hat der erhöhte THC-Grenzwert auf die Verkehrssicherheit?

Die Erhöhung des THC-Grenzwerts hat eine differenzierte Wirkung. Während Gelegenheitskonsumenten entlastet werden, bleibt das Risiko durch fahruntüchtige Verkehrsteilnehmer bestehen. Studien zeigen, dass die Unfallwahrscheinlichkeit bei akutem THC-Konsum erhöht ist, jedoch nicht in gleichem Maße wie bei Alkohol.

Wie wird sich die rechtliche Lage weiterentwickeln?

Die fortschreitende Akzeptanz von Cannabis könnte zu weiteren Anpassungen führen. Mögliche Änderungen umfassen:

  • Einheitliche Messverfahren: Um die Rechtssicherheit zu erhöhen, könnte der Gesetzgeber standardisierte Testverfahren vorschreiben.
  • Präzisere Regelungen für medizinischen Gebrauch: Patienten mit einer medizinischen Cannabis-Verordnung könnten von bestimmten Sanktionen ausgenommen werden, sofern keine akute Beeinträchtigung vorliegt.

Fazit und Handlungsempfehlungen

Die Erhöhung des THC-Grenzwerts spiegelt die gesellschaftliche und rechtliche Entwicklung im Umgang mit Cannabis wider. Betroffene sollten die neuen Regelungen genau kennen und bei Unsicherheiten rechtlichen Rat einholen. Die Einhaltung der Verkehrsregeln bleibt essenziell, da Sanktionen und Unfallrisiken schwerwiegende Konsequenzen haben können. In Zukunft könnten weitere gesetzliche Anpassungen erfolgen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen von Konsumenten und der Verkehrssicherheit Rechnung zu tragen.

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